Die Vereinigten Staaten von Amerika sind bis heute ein sehr religiöses Land. Kirche und Staat sind, anders als in Europa, aber von Anfang an getrennt. Es gibt also keine politische Macht der Kirche und keine Kirchensteuer. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, leben in Amerika so viele gläubige Christen, wie kaum irgendwo sonst.
Die Amerikaner sind überwiegend Christen und vor allem Protestanten, da die größten Einwanderungsströme des 18. und 19. Jahrhunderts aus den größtenteils protestantischen Ländern wie England, Deutschland und den Niederlanden kamen. Auch Katholiken, zumeist Iren, Italiener und Latinos, sind in großer Zahl vorhanden. Das Besondere an den christlichen religiösen Bewegungen in den Vereinigten Staaten ist zweifellos ihre Vielzahl.
Im Jahr 1875 gab es viele verschiedene Konfessionen, die meisten davon Protestantisch. Einige davon, wie das Baptistentum, hatten sich schon in Europa entwickelt und suchten hier ein Zuhause, wo sie ihre Beziehung zu Gott ausleben konnten, ohne verfolgt zu werden. Andere, wie zum Beispiel das Mormonentum, haben sich erst in der Neuen Welt gegründet. Es gab praktisch niemanden, der nicht an Gott glaubte und er war – und ist – allgegenwärtig.
Aktiv bespielen wir: Southern Baptists, Katholizismus, Methodisten und das Mormonentum
https://www.bpb.de/themen/nordamerika/usa/10727/god-s-own-country/
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-658-04125-0_5-1.pdf (Seiten 6-8)
https://de.wikipedia.org/wiki/Baptisten
http://sawpublishing.com/hymns-of-american-history-the-united-states-in-the-early-1800s-1800-1850/
Die amerikanischen Baptisten beginnen die Geschichte ihrer Kirche mit John Smyth und Thomas Helwys, die sich im 16. Jahrhundert von der englischen Staatskirche trennten. Helwys und Smyth emigrierten 1608 in die Niederlande. Von hier aus dehnten sich die Baptistengemeinden nach Amerika, Asien und Afrika aus. Die Baptisten in Europa wurden als sogenannte Wiedertäufer von der Staatskirche in europäischen Ländern exkommuniziert und verfolgt.
Ein zentrales Element des Baptistentum ist die sogenannte Gläubigentaufe.
Nach baptistischem Verständnis setzt eine im biblischen Sinne gültige Taufe das persönliche Glaubensbekenntnis des Taufbewerbers voraus. Eine Säuglingstaufe wird deshalb abgelehnt. Dem Begriff Erwachsenentaufe begegnen Baptisten kritisch, da nach ihrer Auffassung der Glaube nicht an Altersgrenzen festgemacht werden kann. Sie bezeichnen ihre Taufpraxis lieber als Gläubigentaufe.
Für Lehre, Glauben und Leben ist die Bibel alleinige Richtschnur und wird als vollkommenes Wort Gottes gesehen. Die Gemeinde Jesu ist eine Schöpfung des Wortes Gottes. Die Verkündigung des Evangeliums ist die Voraussetzung dafür, dass ein Mensch zum Glauben kommt. Wer zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist, wird eingeladen, sich aufgrund seines persönlichen Bekenntnisses taufen zu lassen. Nicht die Taufe, sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus als Herrn und Erlöser ist heilsentscheidend.
Grundsatz ist das Priestertum aller Gläubigen. Alle Handlungen, auch Taufe, Abendmahl und Predigt, können grundsätzlich von jedem Gemeindemitglied vollzogen werden. Das Abendmahl wird vorwiegend als Gedächtnismahl verstanden. Baptisten sehen in der Evangelisation die vordringlichste Aufgabe sowohl des einzelnen Gemeindemitglieds („Jeder Baptist ein Missionar!“ (Johann Gerhard Oncken)) als auch der Gemeinde und ihrer regionalen und nationalen Zusammenschlüsse. Baptisten treten weltweit für Glaubens- und Gewissensfreiheit des Menschen ein. Staat und Kirche sind zu trennen. Keine Religion darf vom Staat bevorzugt behandelt werden. Die Baptisten gelten weltweit gesehen als eine der größten protestantischen Konfessionen. Ebenso wie bei den Mennoniten wird der Papst als Kirchenoberhaupt abgelehnt.
1639 entstand in Providence, Rhode Island, die erste Baptistengemeinde auf dem nordamerikanischen Kontinent. Unter den Gründern der ersten Baptistengemeinde befand sich Roger Williams, ein ehemaliger Priester der Kirche von England und Gründer der Kolonie Rhode Island. Typisch für einen Baptisten forderte er nicht nur die Religionsfreiheit für seine baptistischen Glaubensbrüder, er führte sie für alle anderen Religionsgemeinschaften ein.
Die Baptisten lösten sich dabei von den pazifistischen Wurzeln der Friedenskirchen und bauten ihre Kirche auf anderen Grundlagen auf: Sie hatten kein Problem damit, Huldigungseide oder Wehrdienst zu leisten und politische Ämter zu übernehmen.
Zwischen 1800 und 1820 wurden die Baptisten zur zahlenmäßig zweitgrößten Denomination in den Vereinigten Staaten, nach der römisch – katholischen Kirche. Das führte zu Konflikten mit der katholischen Kirche in den USA, die ihrerseits nach einer privilegierten Stellung als Staatskirche strebte. Wie bei den Methodisten waren auch bei den Baptisten die Laien an vielen Entscheidungen in der Kirchenleitung beteiligt, was dazu führte, dass sich Gruppierungen mit anderen Ansichten abspalten konnten. Auch die Southern Baptist Convention ist ein Ergebnis einer solchen Spaltung. Sie kam erstmals am 8. Mai 1845 zusammen. Die bisherige Versammlung aller amerikanischen Baptistengemeinden hatte sich über die Sklavenfrage zerstritten. Der Kirchenverbund amerikanischer Baptisten hatte auf einer großen Vertreterversammlung mehrheitlich beschlossen, die Gemeinden, die weiterhin Sklavenhaltung ihrer Mitglieder akzeptiert, aus der Gemeinschaft auszuschließen. Die Mitglieder der Baptistengemeinden im Süden der Vereinigten Staaten praktizierten weiterhin Sklaverei. Diese Gemeinden schlossen sich zur Southern Baptist Convention zusammen und setzten für ihre Mitglieder in dieser Frage keine Sanktionen fest. (Obwohl sowohl die Schwarzen als auch die Weißen ganz überwiegend Baptisten waren, waren die Kirchen bis in die 1960er Jahre fast durchweg ‘rassisch’ getrennt, teilweise sind sie es immer noch.)
Die Gestaltung der Gottesdienste unterliegt keiner bestimmten Liturgie, wird also von jeder Gemeinde individuell gehandhabt. Die Verkündigung des Wortes Gottes steht aber klar im Vordergrund. Meistens teilt sich der Gottesdienst in einen Einleitungsteil, der von Gemeindemitgliedern oder -gruppen gestaltet wird, und einen Predigtteil. Die Predigt kann auch von nicht-ordinierten Mitarbeitenden (meistens Ehrenamtliche) gehalten werden. Zur Musik im Gottesdienst gehört ein gemeinsamer Gesang der Gemeinde oder ein Chor. Einige Gemeinden sind charismatisch ausgerichtet. Ein wichtiges Element ist das offene Gebet der Gemeinde, bei dem jeder Gottesdienstbesucher die Möglichkeit hat, laut mit zu beten. Vereinzelt wird dabei das Zungengebet praktiziert.
Die Taufe geschieht durch vollständiges Untertauchen. Für die Taufe gibt es in den meisten Baptistenkirchen ein Baptisterium (Taufbecken). Viele Baptistengemeinden taufen auch gerne in freien Gewässern. Im Allgemeinen kann man nur als gläubig Getaufter Mitglied einer Baptistengemeinde werden. Die Taufe muss jedoch nicht in einer Baptistengemeinde vollzogen worden sein.
Das Abendmahl betont die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander und mit Jesus Christus. Eingeladen sind alle, die sich mit Gott und Menschen durch Jesus Christus versöhnt wissen. Es gilt die biblische Mahnung: „Darum prüfe sich ein jeder selbst und esse so von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch!“ (1. Kor 11). Meist werden Teller mit gebrochenem Brot sowie Kelche mit Wein durch die Reihen gereicht. Häufig wird dabei aus Rücksicht auf Suchtkranke Traubensaft statt Wein gereicht. Auch andere Abendmahlsformen werden praktiziert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Southern_Baptist_Convention#Gr%C3%BCndung_und_19._Jahrhundert
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-476-00091-0_520?noAccess=true
Die Wurzeln des Methodismus liegen im England des 18. Jahrhunderts. Eine religiöse Studentengruppe fiel in Oxford durch systematische Zeiteinteilung und Lebenseinstellung auf. Die Studenten dieses „Heiligen Clubs“ wurden deshalb spöttisch als „Methodisten“ bezeichnet.
Die Brüder John und Charles Wesley und George Whitefield begründeten zwischen 1729 und 1735 nach einer persönlichen Bekehrung eine enthusiastische Erweckungsbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche, die Einflüsse des Puritanismus, des Pietismus und der Herrnhuter Brüdergemeine (Fetter Lane Society) aufnahm.
Nicht das kirchliche Ritual der anglikanischen Kirche machte nach Ansicht der Methodisten den wahren christlichen Glauben aus, sondern bewusste innere Umkehr (Buße) und Wiedergeburt aufgrund der Rechtfertigung durch Jesus Christus, durch die eine persönliche Heilsgewissheit entsteht. Die Methodisten gehen davon aus, dass Gottes Gnade allen Menschen gilt. Gott bietet allen Menschen die Erlösung an – diese hängt aber auch von der Antwort des Menschen ab (vorlaufende Gnade). Durch die Beziehung zu Jesus Christus muss der Mensch nicht ein der Sünde verhaftetes Wesen bleiben. Heiligung ist für die Methodisten kein erreichter Zustand, sondern ein Ziel, verstanden als ein fortgesetztes Wachstum in der Liebe zu Gott und den Mitmenschen (für die Methodisten gibt es das eine nicht, ohne das andere). Evangelisation ist ebenso wie Diakonie eine natürliche Folge dieser wachsenden Liebe, und beides gehört für die Methodisten untrennbar zusammen.
Die frühen Methodisten zogen als Wanderprediger durch ganz Großbritannien und später auch durch die amerikanischen Kolonien mit dem Ziel, durch Erweckungspredigten die Menschen, vor allem Bevölkerungsschichten minderen Bildungsstandes, die von der anglikanischen Kirche vernachlässigt wurden, zum Glauben zu bekehren und zu einem geheiligten christlichen Leben zu führen. Wegen ihres ungewöhnlichen, unkonventionellen Auftretens und ihres missionarischen Eifers wurden sie vielfach zur Zielscheibe des Spotts und mussten sich harscher Kritik der offiziellen Kirche stellen.
Wesentliche Merkmale der frühen Methodisten waren ein persönlicher, engagierter Glaube, das Laienpredigertum, die Organisation in kleinen lokalen Gruppen (Klassen) mit Bibelstudium und gegenseitiger Rechenschaftspflicht, das Ideal eines heiligen christlichen Lebens und die Sozialarbeit. John Wesley z. B. war ein Prediger, der Armenapotheken und Darlehenskassen gründete, Bücher über Volksmedizin schrieb und sich für Gefängnisreformen und gegen die Sklaverei engagierte. Im 19. Jahrhundert wurden die Methodisten zur größten Religionsgemeinschaft in den USA.
Die Methodisten sind im Gegensatz zu den Katholiken sehr demokratisch organisiert. Mitbestimmung von Geistlichen und Laien in kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Fragen ist ein wichtiger Bestandteil der Kirchenorganisation. Die Methodisten waren auch immer sehr international angelegt und es gab kein allmächtiges Kirchenoberhaupt. Entscheidungen wurden über Mehrheitsbeschlüssen in Konferenzen gefällt. Wenn eine Minderheit mit den Entscheidungen nicht einverstanden war, konnte sie sich von der Mutterkirche ablösen und eine weitere Methodistenkirche gründen.
Trotz einer strikten Trennung von Staat und Kirche in den Vereinigten Staaten begann die amerikanische Methodistenkirche schon sehr früh, sich zu außerkirchlichen, vor allem gesellschaftlichen oder politischen Fragen zu äußern und diese Positionen in ihren Konferenzen schriftlich und damit verbindlich festzulegen. Die soziale Orientierung der Methodistenkirche reicht auf den Gründer John Wesley zurück. Sie führte dazu, dass sich Methodisten schon kurz nach der Gründung der Kirche für gesellschaftliche Fragen interessierten, soziale Ziele innerhalb der Kirche diskutierten und diese Ziele auf der politischen Ebene zur Sprache brachten.
Die methodistischen und wesleyanischen Kirchen gehen theologisch in den meisten Punkten mit dem konservativen evangelischen Mainstream zusammen, es gibt aber viele progressive Methodisten. Generell versuchen sich Methodisten nicht durch ihre Theologie von anderen Kirchen abzugrenzen. Einige theologische Sichtweisen von Wesley werden auch heute von den meisten Methodisten geteilt:
Auch wenn die theologische Dogmatik des Methodismus sich nicht wesentlich von derjenigen anderer evangelischer Glaubensrichtungen unterscheidet, weist doch die Frömmigkeit der sich zum Methodismus Bekennenden in Geschichte und Gegenwart einige charakteristische Züge auf. Sie ist von den Traditionen des Puritanismus und des Pietismus beeinflusst. Daher rührt auch die skeptische Auffassung gegenüber weltlich deklarierter Vergnügungen (Glücksspiel, Theater, Tanz, Alkoholkonsum etc.).
Ein besonderes Kennzeichen der wesleyanischen Kirchenstruktur ist ihr Verbundsystem, in dem sich alle Einheiten regional und international gegenseitig sowohl finanziell als auch geistlich unterstützen. Die oberste Entscheidungsgewalt über Bekenntnis und Kirchenordnung steht gewöhnlich bei einer Generalkonferenz, die sich aus Geistlichen und gewählten Laien zusammensetzt. Die Beschlüsse der Generalkonferenz sind für alle Bischöfe, Pfarrer und Gemeinden verbindlich. Unter der Generalkonferenz gibt es ebenfalls regionale und lokale Konferenzen.
Es gibt eine geistliche Hierarchie von Bischöfen, ordinierten Ältesten, auch als Pfarrer, Pastoren, Prediger bezeichnet, mit theologischem Studium und Laien ohne theologisches Studium mit Predigt- und/oder Führungsaufgaben (Laienprediger).
Frauen hatten im 18. Jahrhundert einen hohen Stellenwert in der wesleyanischen Kirche, dieser nahm jedoch ab 1790 zunehmend ab. Wir gehen also davon aus, dass im Wilden Westen überwiegend Männer als Prediger und Bischöfe unterwegs waren.
Mitglied einer methodistischen Kirche ist nur, wer sich als Erwachsener bewusst dafür entscheidet, dieser methodistischen Kirche beizutreten und aktiv am Gemeindeleben teilzunehmen. Die Mitgliedschaft in einer methodistischen Kirche wird nicht als heilsnotwendig angesehen und daher kein Druck ausgeübt, Mitglied zu werden.
Die Gemeinschaft in der lokalen Gemeinde hat bei den Methodisten einen großen Stellenwert.
Wesleyanische Kirchen kennen als Sakramente die Taufe und das Abendmahl.
Kindertaufe ist in vielen Kirchen die Regel, führt aber nicht automatisch zur Mitgliedschaft. Wer nicht getauft ist, wird anlässlich seiner Aufnahme in die Kirche getauft. Die Kirchen der wesleyanischen Tradition erkennen alle trinitarischen Taufen anderer Kirchen an. Das Abendmahl ist in den methodistischen und wesleyanischen Kirchen eine liturgische Feier, bei der ein ordinierter Geistlicher präsidiert. Die Liturgie hat ihre Wurzeln in der anglikanischen Tradition.
Beim Abendmahl gehen die methodistischen Kirchen von der wirklichen, persönlichen und lebendigen Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl aus, ohne diese vollständig erklären zu wollen. Sowohl die reine Erinnerungsfeier als auch die Lehre von der Transsubstantiation werden abgelehnt. Das Abendmahl ist Sakrament, Eucharistie (Dank), Gemeinschaft der (umfassenden) Kirche, Erinnerung und Gnadenmittel. Das Abendmahl ist für die Methodisten eine Feier der ganzen Kirche – alle Christen sind willkommen, auch nicht Getaufte, die im Glauben daran teilnehmen wollen. Niemand darf wegen Alters oder mangelnden Verständnisses abgelehnt werden.
Die methodistischen Kirchen in den USA waren im 19. Jahrhundert aktiver Teil der Abstinenzbewegung, und viele von ihnen verwenden bis heute aus dieser Tradition heraus Traubensaft statt Wein.
Seit John Wesley gehört soziales Engagement für Methodisten und methodistische Kirchen unverzichtbar zum Christsein und zur Kirche. Methodistische Kirchen haben oft lokale Sozialwerke, für die sie personell und finanziell Verantwortung übernehmen, und im methodistischen Verbundsystem werden Sozialwerke oder soziale Projekte lokaler Kirchen, wo nötig, international unterstützt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Methodistische_und_Wesleyanische_Kirchen#Geschichte
https://de.wikibrief.org/wiki/Methodist_Church_of_Great_Britain
Der Katholizismus kam vor allem durch die späteren Einwanderer nach Amerika. Die meisten etablierten Glaubensrichtungen waren eher protestantisch angelegt.
Die Missionsarbeit der vorhandenen Katholischen Gemeinden konzentrierte sich deshalb meistens auf neue ankommende Einwanderer, die aus katholisch geprägten Ländern stammten, um sie in die Gemeinden einzugliedern. Die hohe Zuwanderung im 19. Jahrhundert sorgte dafür, dass der Katholizismus eine Vormachtstellung unter den Religionsgruppen hatte und beinahe die protestantischen verdrängte. Dadurch versuchten protestantische Gemeinden unter anderem, Zuwanderer für ihre Gemeinden zu gewinnen und schürten nebenbei auch die Ängste, da sie Sorge vor einer katholischen Staatskirche und damit ein Ende für den Protestantismus in den USA hatten. Dies Ängste sorgten für entsprechende Spannungen zwischen den Glaubensrichtungen.
Aber auch außerhalb der protestantischen Glaubensgemeinden gab es andere Organisatoren, die den Einfluss der Katholiken, der katholischen Einwanderer und der katholischen Kirche zurückdrängen wollten. So kam es bei der “Know Nothing” Bewegung zu fremdenfeindlichen Parolen gegen katholische Einwanderer aus Irland, Deutschland und anderen katholischen Ländern. Die Bewegung war auch politisch durchaus erfolgreich. Ihr Ziel war es, die Zahl der katholischen Einwanderer in die USA zu beschränken. Die Unterstützer der Bewegung sahen in dem sich verbreitenden Katholizismus eine Gefahr für die traditionellen protestantischen Werte der Vereinigten Staaten. Während des Bürgerkriegs verlor die Bewegung diesen Fokus, der wurde dann aber vom Ku-Klux-Klan übernommen und von ihnen weitergeführt.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat betont, dass die kirchlichen Glaubensinhalte von unterschiedlichem Gewicht sind: „Beim Vergleich der Lehren miteinander soll man nicht vergessen, dass es eine Rangordnung oder Hierarchie der Wahrheiten innerhalb der katholischen Lehre gibt, je nach der verschiedenen Art ihres Zusammenhangs mit dem Fundament des christlichen Glaubens.“
Dreifaltigkeit: Gott ist in drei Personen einer: Jesus Christus ist als Sohn Gottes eines Wesens mit Gott, dem Vater und Schöpfer der Welt, und wird mit ihm zusammen und dem Heiligen Geist als ein Gott angebetet und verherrlicht. Durch den Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat die zweite göttliche Person, der Sohn Gottes, die Sünden der Welt auf sich genommen und den Weg der Erlösung aus Sünde und Tod für alle Menschen geöffnet.
Gottes Wirken in der Welt: Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern greift aus Liebe zu jedem einzelnen Menschen aktiv in die Welt ein (Erlösungshandeln); sein Wirken ist gemäß der Theodizee-Frage jedoch nach menschlichen Maßstäben nicht komplett begreifbar.
Sakramente: Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Bußsakrament, Krankensalbung, Weihesakrament und Ehesakrament. Die Sakramente können grundsätzlich nur in der und durch die Kirche vermittelt werden. Für die Spendung des Tauf- und des Ehesakraments gelten Besonderheiten.
Endgericht und Leben nach dem Tod (Eschatologie): Die katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die nach dem Maß der Gaben verwirklichten guten Werke sein. Die Erlösten empfangen ewiges Leben in Gottesnähe („Schau“ Gottes von Angesicht zu Angesicht, himmlisches Hochzeitsmahl). Jedem Menschen droht bei der Abkehr von Gott die ewige Verdammnis in der Hölle.
Marien- und Heiligenverehrung: Menschen, die ihr Leben auf Christus hin geführt haben, können anderen Glaubenden als Vorbilder dienen. Unter den Heiligen dient besonders die Gottesmutter Maria als Vorbild, sie wird unter anderem als „Urbild der Kirche“ verehrt. Die Heiligen gelten als Fürsprecher bei Gott, da man davon ausgeht, dass sie sich bereits in der Gemeinschaft mit Gott befinden. Die universale Heilsmittlerschaft Christi, auf den alle Heiligen verweisen, wird dadurch nicht in Frage gestellt, sondern unterstrichen. Die Prozesse der Selig- und Heiligsprechung der katholischen Kirche sind sehr umfangreich und können mehrere Jahrzehnte dauern.
Latter Day Saints
Das Mormonentum ist wohl die amerikanischste aller Konfessionen, da es das heilige “Zion” auf dem Amerikanischen Kontinent verortet.
Die Kurzversion der Entstehung:
In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts begab sich der Farmersohn Joseph Smith aus Palmyra auf einen Berg und hielt Zwiesprache mit Gott. Gott schickte ihm den Engel Moroni, der Joseph einen Auftrag gab: Nicht weit von dem Zuhause der Smith’s lägen in einem Hügel uralte Berichte vergraben, ein in Goldplatten eingraviertes Buch über die frühen Einwohner des amerikanischen Kontinents. Auf diesen Goldplatten sollte die Fülle des Evangeliums enthalten sein, das der Heiland den Ureinwohnern gepredigt hatte. Jedoch durfte Joseph die Platten niemandem zeigen, wohl aber durfte er sie in ein Tuch einhüllen und andere fühlen lassen, was sich darin verbarg.
Da Smith schlecht lesen und Schreiben konnte, diktierte er seiner Frau, später seinem Freund und Finanzier Martin Harris, die Zeilen niederzuschreiben.
Die Berichte handelten von Juden, die vor der Zerstörung Jerusalems in die Wildnis zogen und mit einem Schiff unter der Führung von Lehi und dessen Sohn Nephi nach Amerika gelangten. Dort vermehrten sie sich und teilten sich in zwei Gruppen auf: “ Die einen hießen Nephiten, sie hatten weiße Haut und waren […] diejenigen, die die Gebote Gottes beachteten. Die Lamaniten dagegen fielen vom Glauben ihrer Väter ab, wurden ein dunkles, schmutziges Volk […] voller Trägheit und aller Art von Verderbtheit und bekämpften die Nephiten.” In einem Endkampf besiegten die Lamaniten die Mephiten undrotteten sie fast vollständig aus. Die Heiligen Schriften der Nephiten jedoch, wurden vom Propheten Moroni am Hügel Comorah verborgen. Dreimal dürft ihr raten, zu welchem Volk sich die Lamaniten entwickelten ( richtig, “Indianer”).
Nachdem Joseph bereits 116 Seiten übersetzt hatte, erlaubte er seinem Freund Harris, die Seiten mit nach Manchester zu nehmen, um sie anderen Menschen zu zeigen. Es ist vielleicht nur ein Gerücht, dass Harris’ Frau die Seiten verschwinden ließ, um zu überprüfen, ob die zweite Übersetzung mit der ersten übereinstimmen würde. Harris kehrte zurück zu Smith und erzählte ihm davon, dass die Seiten verschwunden seien. Smith behauptete, wenn er nun die Seiten erneute diktierte, könne jemand Änderungen am Originalmanuskript vornehmen und später behaupten, er wäre ein Betrüger. Also begann er einige Zeit später einfach mit der Übersetzung anderer Platten. Die Lehren des Mormonentums breiteten sich rasend schnell aus und es gab mehrere Abspaltungen, wie zum Beispiel die reoganisierte Kirche Jesu Christi, auch “ Die Heiligen der letzten Tage” genannt. Wobei sich hier das Wort “Heilige” nicht auf einen religiösen Zustand bezieht, sondern darauf, dass Jesus’ Jünger auch als Heilige der ersten Tage bekannt waren und man sich in deren Erbe sieht.
Im Laufe seines Lebens fasste Smith 133 Offenbarungen in seinem mehrfach ergänzten und überarbeiteten Werk Lehre und Bündnisse zusammen. Darunter befinden sich Anordnungen über die Kirchenorganisation, vertiefende Heilslehren, zeitliche Anweisungen und weitere Lebensweisen wie Hinweise zur Mehrfachehe und Regelungen zur Taufe Verstorbener in Form lebender Stellvertreter, um auch bereits Verstorbenen die Aufnahme in die Kirche und das Ewige Leben zu ermöglichen. Das Gottesbild fast aller mormonischen Glaubensrichtungen ist antitrinitarisch. Gott, Jesus Christus und der Heilige Geist stehen als verschiedene Personen nebeneinander und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehnt das Kreuz als zentrales Erkennungszeichen ab.
Die großen christlichen Kirchen halten die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht für eine christliche Religion, sondern für eine „eigenständige, synkretistische Neu-Religion“ und erkennen ihre Mitglieder nicht als getaufte Christen an.
Mormonen haben eine relativ offene Definition der Heiligen Schrift. In der Regel wird alles, was von einem Propheten unter Inspiration gesprochen oder geschrieben wird, als das Wort Gottes angesehen. So ist die Bibel, geschrieben von Propheten und Aposteln, das Wort Gottes, soweit es richtig übersetzt ist. Es wird angenommen, dass auch das Buch Mormon von alten Propheten geschrieben wurde und als ein Begleiter der Bibel angesehen wird. Nach dieser Definition werden auch die Lehren von Smiths Nachfolgern als Schrift akzeptiert, auch wenn sie immer am Schriftkanon gemessen werden und sich stark an ihm orientieren.
Mormonen glauben an ein „freundliches Universum“, das von einem Gott regiert wird, dessen Ziel es ist, seine Kinder zur Unsterblichkeit und zum ewigen Leben zu bringen. Mormonen haben eine einzigartige Perspektive auf die Natur Gottes, den Ursprung des Menschen und den Sinn des Lebens. Zum Beispiel glauben Mormonen an eine vorsterbliche Existenz, in der Menschen buchstäblich Geistkinder Gottes waren und dass Gott einen Plan der Erlösung vorlegte, der es seinen Kindern ermöglichen würde, Fortschritte zu machen und ihm ähnlicher zu werden. Der Plan sah vor, dass die Geister Körper auf der Erde empfangen und Prüfungen durchlaufen, um zu lernen, Fortschritte zu machen und eine „Fülle der Freude“ zu empfangen. Der wichtigste Teil des Plans bestand darin, dass Jesus, das älteste der Kinder Gottes, als der buchstäbliche Sohn Gottes auf die Erde kam, um Sünde und Tod zu besiegen, damit die anderen Kinder Gottes zurückkehren konnten. Nach den Mormonen wird jeder Mensch, der auf der Erde lebt, auferstehen und fast alle werden in verschiedene „Grade der Herrlichkeit“ aufgenommen werden. Um in das höchste Königreich aufgenommen zu werden, muss eine Person Christus durch Glauben, Buße und durch Verordnungen wie Taufe und Handauflegung vollständig annehmen.
Das Konzept einer vereinten Familie, steht im Mittelpunkt der Lehre der Heiligen der Letzten Tage, und die Mormonen messen dem Familienleben eine hohe Bedeutung bei.Viele Mormonen veranstalten wöchentliche Familienabende, bei denen bevorzugt der Montagabend für Familienzusammenführung, Studium, Gebet und andere Aktivitäten, die sie als heilsam erachten, vorgesehen ist. Heilige Väter der Letzten Tage, die das Priestertum tragen, benennen und segnen ihre Kinder in der Regel kurz nach der Geburt, um dem Kind formell einen Namen zu geben. Mormonische Eltern hoffen und beten, dass ihre Kinder Zeugnisse des Evangeliums erhalten, damit sie in Tempeln aufwachsen und heiraten können.
Mormonen glauben, dass Gott die frühchristliche Kirche durch Joseph Smith wiederhergestellt hat. Insbesondere glauben sie, dass Engel wie Petrus, Jakobus, Johannes, Johannes der Täufer, Moses und Elija Smith u. a. erschienen sind und ihnen verschiedene Priestertumsvollmachten verliehen haben. Mormonen glauben, dass ihre Kirche aufgrund der durch Smith wiederhergestellten göttlichen Autorität die „einzig wahre und lebendige Kirche“ ist. Mormonen sehen in anderen Religionen Teile der Wahrheit, gute Werke als auch einen echten Wert.
Durch Spannungen zwischen Mormonen und Nicht – Mormonen in Missouri, musste Smith mit seinen Anhängern 1837 nach Illinois fliehen, wo sie im Gebiet der Nauvoo – Indigenen eine neue Siedlung errichteten. Im Jahr 1844 schürten Insiderberichte über Polygamie und Smiths rasch wachsende politische Macht Konflikte zwischen Mormonen und ihren Nachbarn. Smith nutzte sein politisches Amt und die mormonische Miliz, die sogenannte Nauvoo Legion,[74] um die Druckpresse zu zerstören, die Smiths Praxis der Polygamie aufdeckte, was dazu führte, dass Smith unter Anklage des Verrats verhaftet wurde. Am 27. Juni 1844 wurden Smith und sein Bruder Hyrum, während sie auf einen Gerichtstermin warteten, in Carthage (Illinois) von einem aufgebrachten Mob getötet.
Brigham Young übernahm am 8. August 1844 die Führung über die Mehrheit der Heiligen der Letzten Tage und führte die immer noch verfolgten Mormonen 1847 über den so genannten Mormon Trail zu einem großen Salzsee in Utah. Salt Lake City – das Zion der Latter Day Saints.
Ebenso wie Joseph Smith, propagierte auch Young die Vielehe und im Jahr 1852 machten die Kirchenführer die bis dahin geheime Praxis der Mehrehe öffentlich bekannt. Die Offenbarung zur Mehrehe hat Joseph Smith am 12. Juli 1843 niedergeschrieben. Sie wurde erstmals 1852 auf einer Generalkonferenz öffentlich bekannt gegeben. In den folgenden 50 Jahren gingen viele Mormonen (zwischen 20 und 30 Prozent der Mormonenfamilien) als religiöse Pflicht eine Mehrehe ein, wobei die Zahl der Mehrehen um 1860 einen Höhepunkt erreichte und dann im Laufe des restlichen Jahrhunderts zurückging. Ein Mann sollte mindestens drei Frauen haben, um einen der höchsten Ränge nach der Erhöhung einzunehmen, Frauen wiederum konnten an den Segnungen des Priestertums nur durch ihren Mann teilnehmen und nur als verheiratete Frauen im nächsten Leben „Geistkinder“ gebären.
Bis 1857 waren die Spannungen zwischen Mormonen und anderen Amerikanern erneut eskaliert, vor allem als Folge der Anschuldigungen wegen Polygamie und der theokratischen Herrschaft von Brigham Young im Utah-Territorium. Auf Basis dieser Anklagen ernannte US-Präsident James Buchanan den Politiker Alfred Cumming aus Georgia zum Gouverneur von Utah. Er gab ihm eine Militäreskorte von 2500 Mann mit, die sich nach einem Militärbefehl vom 18. Mai 1857 durch Kriegsminister John B. Floyd auf den Weg nach Utah machte. Dies hatten die Mormonen als offene Aggression gegen sie interpretiert und aus Furcht vor einer Wiederholung der Ereignisse in Missouri und Illinois waren sie bereit, sich zu verteidigen und entschlossen – im Falle einer Invasion – ihre eigenen Häuser niederzubrennen. Der relativ friedliche Utah-Krieg dauerte von 1857 bis 1858, wobei der bemerkenswerteste Fall von Gewalt das Mountain-Meadows-Massaker vom 7. bis 11. September 1857 war, als Führer einer örtlichen Mormonenmiliz die Tötung einer zivilen Emigrantenpartei anordneten, die zufällig während der eskalierenden Spannungen durch Utah reiste. 1858 willigte Young schließlich ein, von seinem Amt als Gouverneur zurückzutreten, worauf er durch den Nicht-Mormonen Alfred Cumming ersetzt wurde. Nichtsdestotrotz übte die LDS-Kirche im Utah-Territorium immer noch eine bedeutende politische Macht aus.
In den USA wurde Polygamie strikt abgelehnt, besonders die damals neue Republikanische Partei bezeichnete Sklaverei und Mehrehe als „die beiden Relikte des Barbarentums“, deren Beseitigung in ihrem Parteiprogramm eine zentrale Rolle einnahm. Am 8. Juli 1862 unterzeichnete Präsident Abraham Lincoln das Morrill-Anti-Bigamie-Gesetz, das jedwede polygame Praxis in den USA untersagte (bis zu 5 Jahre Haft).
Die Mormonen beriefen sich auf den Grundsatz der Religionsfreiheit, aber 1890 trat das Gesetz gegen die Vielehe auch im Bundesstaat Utah in Kraft.
Im Gegensatz zu Joseph Smith, der die Sklaverei strikt ablehnte, folgte brigham Young den Ansichten der Südstaaten und Schwarze Amtsträger wurden ihrer ordinationen vor und während des Bürgerkrieges enthoben.
Frauen haben im Mormonentum eine vergleichsweise privilegierte Stellung, sie waren bis ins späte 19. Jahrhundert hinein sogar befugt, Segnungen durchzuführen.
Mormonenprediger (Bishops) verdienen mit ihrer Arbeit als Geistlicher kein Geld, sie gehen einer normalen Arbeit nach und widmen ihre Freizeit Gott. Alkohol und Kaffee sind für Mormonen streng untersagt.